So war meine letzte Woche nicht geplant. Eigentlich wollte ich mich um die interne Verlinkung hier im Blog kümmern und alle Beiträge entsprechend überarbeiten. Dann hat Herr Tommi in einem Beitrag angeregt, die Artikel in Zukunft mit „Du“ zu schreiben, was, wenn man darüber nachdenkt, durchaus Sinn macht. Also beschließe ich, auch hier Hand anzulegen und meine Artikel umzustellen.
Dazu aufgerafft habe ich mich noch nicht. Wie so oft habe ich mich von anderen Dingen ablenken lassen.
Das eigene Social Media
Ich gebe zu, das klingt ein bisschen größenwahnsinnig, aber es macht Spaß. Gestern habe ich meinen Freunden erzählt, dass ich jetzt Mark Zuckerberg spiele und mein eigenes soziales Netzwerk besitze.
Erstaunte Blicke und ein bisschen Mitleid waren die ersten Reaktionen. „Jetzt dreht er völlig durch“, dachten die meisten, trauten sich aber nicht, es auszusprechen. Gut, ich habe wie immer ein bisschen zu dick aufgetragen, aber das ist ja bekanntlich meine Spezialität. Aber irgendwie habe ich schon recht mit meinen eigenen Social Media.
Am 19.2.2025 habe ich Meta offiziell verlassen, um mich ausschließlich auf das Fediverse zu konzentrieren. Warum Bluesky für mich keine Alternative ist, kannst Du im folgenden Artikel nachlesen. Auch dieses Netzwerk gehört einer dubiosen Gruppe von Investoren und Konzernen.
Das Fediverse hingegen ist dezentral, viele kleine verschiedene Instanzen verbinden sich zu einem großen Netzwerk und ich bin nun Teil dieses Netzwerkes.
Gnulinux.ch
Auslöser war ein spannender Blogartikel auf Gnulinux.ch, der dazu auffordert, eine eigene Instanz zu betreiben. Im Artikel werden verschiedene Hosting-Provider aufgelistet, die fertige Fedi-Lösungen anbieten. Der wohl bekannteste deutsche Vertreter ist Weingärtner, der sich auf das Fediverse spezialisiert hat. Bei Weingärtner bekommt man z.B. eine eigene Mastodon-Instanz für fünf Euro im Monat (Achtung, das ist keine Schleichwerbung). Ein faires Angebot, wenn man bedenkt, dass es eine Managementlösung ist, man muss sich nicht um Updates oder ähnliches kümmern.
Aber ich wollte es selbst machen. Ich habe selbst gehostete WordPress-Seiten, eine Nextcloud und seit Anfang Februar auch einen eigenen RSS-Dienst. Warum also nicht eine eigene Fediverse-Instanz?
Lokal oder V-Server?
Natürlich ist die Idee einer lokalen Installation auf einem RaspberryPi sehr verlockend. Das eigene soziale Netzwerk auf dem Schreibtisch, in einem Gehäuse von der Größe einer Zigarettenschachtel.
Leider habe ich keinen Raspi und wollte das Geld auch nicht ausgeben, da ich mir nicht sicher war, ob ich die Installation überhaupt hinbekomme.
Also Variante B, der V-Server. Der Preis-Leistungs-Sieger zum Spielen und Testen ist für mich 1Blu.
Für 3,99 € im Monat bekomme ich eine kleine virtuelle Maschine mit 4 Kernen, 8 GB Ram und 120 GB SSD.
Eine Domain hatte ich auch noch, um sie mit dem V-Server zu verbinden. Es konnte also losgehen.
Try and Error
Die erste Idee war GoToSocial. Das ist eine Art Ein-Personen-Instanz, die sich mit dem Fediverse verbindet. Nach mehreren Versuchen, GoToSocial zu installieren, auch mit Hilfe von ChatGPT, habe ich es aufgegeben. Ähnlich erging es mir mit Friendica. Immer hatte der V-Server etwas auszusetzen und das Terminal gab mir Fehlermeldungen. Zum Glück kann man per Tastendruck den Server neu aufsetzten und nach einer Minute wieder von vorne anfangen. Das habe ich in der letzten Woche bestimmt fünfzig Mal gemacht. Dokumentationen aus dem Netz ausprobiert und alle möglichen KIs zur Hilfe genommen. Die anfängliche Euphorie war verflogen, meine Laune im Keller. Meine letzte Hoffnung war ein Hilferuf über Mastodon. Dann bekam ich den Tipp mit Yunohost.
Yunohost ist eine schlüsselfertige Home-Server-Lösung.
Yunohost
Das klang gut, schlüsselfertig und einfach zu installieren. Also neuer Versuch, schnell den VServer auf Debian 12 umgestellt und aktualisiert. Und dann kamen wieder meine Probleme…
- das vorinstallierte Bind9 steht im Konflikt mit dem DNS Server von Yunohost
- Danach störte der Apache Server, weil Yunohost nginx verwendet
Also die beiden Programmpakete deinstalliert. Nun musste ich noch die All-Inkl. Domain mit dem Nameserver von 1Blu konnekten und die Daumen drücken, dass jetzt alles funktioniert.
Die neue URL schnell in den Browser eingegeben und Enter gedrückt. Der Splashscreen von Yunohost erscheint. Genial! Freude. Dann kam gleich wieder der nächste Dämpfer. Die Aktualisierung über das Webinterface funktionierte nicht. Wieder gab es viele Fehlermeldungen.
Die KI erklärte mir, dass das Problem an fehlerhaften Repositories läge und bot mir verschiedene Lösungen an. Irgendwann funktionierte auch das und ich konnte auf den neuen Server updaten.
Über Yunohost installierte ich dann eine Friendica-Instanz, was ähnlich einfach war wie die Installation eines WordPress-Plugins. Über die Domain konnte ich nun auf meine eigene Friendica-Instanz zugreifen, mich aber nicht einloggen. Er kannte meine Admin-Mail nicht. Es war echt zum Verrücktwerden!
Über das Terminal habe ich dann die Benutzerdaten geändert und der Login funktionierte. Mann, was für eine schwere Geburt. Benutzerfreundlichkeit sieht wirklich anders aus. Da gibt es viel Nachholbedarf.
Jedenfalls funktioniert jetzt alles, ich kann meine Follower importieren und der Austausch mit anderen Instanzen klappt bisher reibungslos. Das hat mich jetzt wieder ein paar Tage gekostet, aber irgendwie bin ich schon stolz auf mich, dass ich das geschafft habe, wenn auch mit Hilfe von KI.

Yunohost bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen, von denen ich ein paar die nächsten Tage ausprobieren werde. Mein nächster geplanter Move ist nämlich CryptPad. Doch dazu mehr im nächsten Beitrag.