Anfang 2023 habe ich die Makrofotografie für mich entdeckt. Die unglaublichen Nahaufnahmen von Insekten haben mich schon immer fasziniert. Es ist, als wäre man in einem fremden Universum. Manchmal unheimlich und bedrohlich, oft aber auch einfach nur schön. Es beeindruckt mich immer wieder, welche Strukturen, Farben und Formen die Natur geschaffen hat.

Um in den Kosmos der Makrofotografie einzutauchen, benötigt man ein wenig Fotoequipment. Dass man dafür keine Unsummen investieren muss, zeige ich in diesem Beitrag mit meinem Makrostudio zum Selberbauen.

Kommen wir zu den Voraussetzungen, die mein Studio erfüllen muss:

1.) Es darf nicht viel kosten
Gerade am Anfang empfiehlt es sich die Bälle flach zu halten. Wenn man von dem Hobby begeistert ist,
kann man Stück für Stück nachrüsten.

2.) Es muss kompakt sein und leicht zu verstauen
Um Ärger mit der Liebsten zu vermeiden, empfehle ich ein mobiles Makrostudio, das sich mit wenigen Handgriffen auf- und abbauen lässt.

3.) Erweiterbar
Natürlich sollte es auch möglich sein, mein Studio zu erweitern (siehe Punkt 1).

Die spannendste Frage möchte ich gleich zu Beginn beantworten:

Was kostet das Makro-Studio zum Selberbauen?

Antwort: ca. 100 €

Natürlich sollte auch eine Kamera und ein Makroobjektiv vorhanden sein. Ich habe mir bei MPB ein gebrauchtes 7Artisans 60mm f2.6 1:1 für etwas über 100,-€ gekauft. Ein echtes Schnäppchen, ich bin mit dem Objektiv sehr zufrieden. Wer ein wenig bei EBay stöbert, wird sicher ähnliche Angebote für sein Kameramodell finden. Man kann getrost auf “manuelle” Objektive zurückgreifen, da der Autofokus für unser Vorhaben eher hinderlich ist.
Alternativ könnte man auch ein vorhandenes Weitwinkelobjektiv verwenden. Hierfür gibt es Umkehrringe, mit denen man das Objektiv auf dem Kopf stehend an die Kamera montieren kann.

Dadurch ergibt sich eine enorme Vergrößerung. Einen solchen Umkehrring gibt es bei E-Bay für ca. 15 €.
Man muss auf die Filtergröße seines Weitwinkelobjektivs schauen und den entsprechenden Adapter wählen.
Ich habe mir z.B. für mein AstrHori 10mm f8 den passenden Ring 55mm auf MFT besorgt.
Mit dieser Grundausstattung fangen wir nun an.

Einkaufszettel Punkt 1: Der Makroschlitten ( 22,-€)

Ich möchte jetzt nicht in die Tiefe gehen, das würde jetzt etwas ausufern, deshalb fasse ich kurz zusammen: Durch die starke Vergrößerung hat man eine minimale Schärfentiefe. Diese ist so gering, dass zum Beispiel ein Käferbeinchen scharf abgebildet wird, während das Beinchen dahinter völlig unscharf ist. Mit dem Fokusring braucht man nicht zu arbeiten. Hier empfiehlt sich der Makroschlitten. Damit fährt man die Kamera Stück für Stück an das Objekt heran und macht in jeder Position eine Aufnahme. Die Bilder werden am Ende zusammengesetzt und verrechnet. Das Ergebnis ist ein durchgehend scharfes Foto.

Für den Anfang habe ich mich für ein sehr günstiges Modell von Amazon entschieden. Der Zwei-Wege-Schlitten von Akozon hat mich 22,-€ gekostet. Man kann den Schlitten auf ein (bereits vorhandenes) Stativ montieren und darauf die Kamera befestigen. Diese Konstruktion hat bei mir allerdings so stark gewackelt, dass keine vernünftigen Aufnahmen möglich waren. Eine andere Lösung musste her.

Einkaufszettel Punkt 2: Ikea Tisch LACK (10 €)

Mit dem Topseller-Tisch LACK von Ikea habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
1.) eine weiße Arbeitsfläche von 55x55cm
2.) eine stabile Befestigung für den Makroschlitten

Dafür musste ich die Tischbeine opfern, da diese als stabile Basis für den Makroschlitten herhalten mussten.
Zwei Tischbeine wurden wie unten gezeigt mit Heißkleber auf die Tischplatte geklebt.
Das dritte Tischbein wurde mit einer Handsäge auf die Länge der beiden angeklebten Beine gekürzt und in der Mitte (ebenfalls mit Heißkleber) befestigt.

Tipp: Die IKEA-Beine sind innen hohl. Unbedingt ein Endstück anbringen, da der Schlitten noch mit einer Schraube befestigt werden muss.
Für die Optik habe ich noch alles mit weißem Silikon verfugt – ist aber nicht nötig.

So sieht das Ganze im Detail aus.

Jetzt hat das Ganze eine gewisse Stabilität, nichts wackelt mehr.

Einkaufszettel Punkt 3: Beleuchtung (32,- €)

Ein weiterer sehr wichtiger Faktor in der Makrofotografie ist das Licht. Hier kann man eigentlich nie genug haben. Ein Blitzgerät braucht seine Zeit zum Aufladen, daher wollte ich eine Lösung mit Dauer-LEDs, die es mittlerweile sehr günstig gibt.
Mein 2er Pack LEDs mit den passenden Füßen kostete mich nur 32,-€. Die Qualität der Verarbeitung ist nicht berauschend, doch für meine Zwecke ausreichend. Die Lichter werden über den USB Anschluss von meiner Powerbank mit Strom versorgt. Im Lieferumfang sind noch einige Farbfilter für die Lichter enthalten, mit denen man interessante Effekte erzielen kann.

Einkaufszettel Punkt 4: diverse Halter (ca.10,-€)

Irgendwie muss man sein Insekt oder Objekt vor die Linse bekommen. Hier muss man viel ausprobieren und schauen, was für einen am besten in Frage kommt. Vielleicht findet man etwas, das man zweckentfremden kann. Ich habe mir einen Krokodil-Klemmen-Halter besorgt um einen farbigen Karton (für den Hintergrund) zu befestigen. Für das Objekt habe ich auf eine Stecknadel mit Sekundenkleber fixiert. Eine Dritte Hand positioniert das Ganze vor dem Objektiv.

Es wird darauf hingewiesen, dass es nicht zulässig ist, Tiere für Fotos zu töten.

Bei den fotografierten Insekten handelte es sich druchwecg um bereits tote Tiere, die im Keller aufgefunden wurden!

Die Lösung mit der dritten Hand war allerdings nicht optimal. Es erwies sich als ziemlich fummelig, die Objekte auf diese Weise zu platzieren. Eine bessere Lösung musste her…

Einkaufszettel Punkt 5: ein höhenverstellbarer Labortisch (ca 25,-€)

Und ich sage euch, es ist das Geld wert! Jetzt kann ich die Höhe meiner Objekte millimetergenau einstellen. Damit kann man arbeiten.

So sah mein erstes Setup zum fotografieren aus

Einkaufszettel Punkt 6: ein Fernauslöser ( 9,-€)

Falls noch nicht vorhanden, empfiehlt sich die Anschaffung eines preiswerten Kabelfernauslösers. Einfache Modelle sind bereits ab ca. 8,- € erhältlich und für unsere Zwecke völlig ausreichend.

Zusammenfassung / Kostenaufstellung

Für mein kleines, aber feines Makrostudio hatte ich folgende Ausgaben:

  • Makro-Schlitten 22,- €
  • IKEA LACK 10,- €
  • Beleuchtung 32,- €
  • diverse Halterungen 10,- €
  • Labortisch 25.- €
  • Kabelfernauslöser 8,-€

Gesamtsumme: 107,-€

Wie man sieht, kann man auch für relativ wenig Geld ein kleines Makrostudio bauen, das für den Anfang völlig ausreichend ist. Ein Upgrade ist jederzeit möglich.
Aber wie? Das werde ich in meinen nächsten Beiträgen verraten.
Ich werde hier in meiner kleinen Serie über meine Erfahrungen mit der Makrofotografie berichten.

Aufgeräumt!

Das Ganze lässt sich leicht in einer Kiste verstauen und die Tischplatte verschwindet hinter einer Kommode. Perfekt und im Handumdrehen wieder aufgebaut.
Alle gezeigten Artikel habe ich selbst gekauft, nichts war umsonst.

Hier noch eine kleine Galerie meiner ersten Gehversuche (mit viel Luft nach oben).