Diese Woche feierte mein Blog Pixelboomer seinen ersten Geburtstag. Dabei wusste ich gar nicht so genau, wohin die Reise gehen sollte. Ursprünglich wollte ich mit Pixelboomer ältere Menschen erreichen und ihnen helfen, sich im Internet, am Computer und in der Fotografie zurechtzufinden. Mittlerweile ist es eher ein klassisches privates Tagebuch-Blog, wie es sie früher häufiger gab. Ab und zu gibt es noch ein kleines „How to“, aber die meisten Artikel berichten über meinen Alltag.

Annette Schwindt hat kürzlich unter dem Titel #SoSollWeb einen Artikel über die Blogosphäre und das Social Web veröffentlicht und zu einer Blogparade aufgerufen, wie wir uns das Web wünschen. Viele bekannte Bloggerinnen und Blogger sind dem Aufruf gefolgt und haben ihren Wunschzettel an das Internet geschrieben. Nicht wenige Beiträge schwärmen von der guten alten Zeit, der Ära der Blogs und Foren. Ich kann mich auch noch gut an diese Zeit erinnern, 1999 habe ich meine erste Domain registriert und an meiner Website gebastelt. Ich probierte alles Mögliche aus und so änderte sich meine Website im Wochentakt. Irgendwann gab es dann dieses Facebook und alle redeten vom Web 2.0. Ich muss zugeben, dass mich Facebook damals etwas überforderte und ich nicht so recht wusste, was ich damit anfangen sollte. Am Anfang habe ich mich angemeldet, mich umgeschaut und nach 30 Minuten meinen Account wieder gelöscht, weil ich es irgendwie langweilig fand. Aber mit der Zeit verstand ich das Konzept der Vernetzung mit Familie und Freunden, später mit Gleichgesinnten. Man tauschte Bilder aus, spielte Farmville und informierte die Welt über das Erlebte. Was daraus geworden ist, brauche ich nicht erzählen, das weißt du.

Wer ist nun für diese Entwicklung verantwortlich?

Manche behaupten, dass es an den großen Plattformen wie Facebook, Xitter und den Algorithmen liegt, die bestimmen, was trendy ist und was nicht. Ich stimme dem nicht ganz zu und glaube auch nicht, dass das Fediverse die Lösung für diese negative Entwicklung ist. Ja, es gibt keine Werbung im Fediverse, aber wer weiß wie lange noch. Ja, die Timeline kann ich selbst bestimmen und an meine Bedürfnisse anpassen. Ich kann mir meine eigene Wohlfühlblase mit Fediverse basteln, was ich auch getan habe. Seit letzter Woche habe ich sogar meinen eigenen Server und bin somit Teil des Netzwerks.
Doch das Kernproblem wird auch das Fediverse nicht lösen können.


Die Verrohung unserer Gesellschaft!


Egal wo man sich aufhält, im Internet, an der Supermarktkasse oder auch in der Hotellobby eines Luxusresorts auf den Malediven. Unfreundliche Menschen ohne einen Funken Anstand und Respekt. Jeder glaubt im Recht zu sein und sein Gegenüber ist ein ahnungsloser Versager.
Und das wird man doch wohl noch sagen dürfen, oder Elan Murks?
Im Internet ist das durch die Anonymität noch einfacher, doch dieses Problem überall, nicht nur im Internet oder im . In der Schule wird der Lehrer angegriffen, weil das angeblich hochbegabtes Kind nicht die Förderung bekommt, die es verdient. Der Fußballtrainer wird angefeindet, weil der Sohn auf der Ersatzbank sitzt und der Verkäufer im MediaMarkt ist sowieso ein Trottel. (Letzteres kann ich sagen, da ich selbst 10 Jahre bei Media Markt als Abteilungs- und Verkaufsleiter tätig war und viele „Nettigkeiten“ über mich ergehen lassen musste)
Ich wünsche mir also nicht nur ein freundlicheres Internet, sondern generell ein besseres Miteinander.
Ein respektvolles Miteinander, ein höfliches und freundliches Miteinander.

Mit einem Löffel Honig fängt man mehr Fliegen als mit einem Eimer Galle.

Dale Carnegie

Dieser Satz ist ein Teil meiner Lebensphilosophie geworden. Ein Auszubildender hat mir das Buch von Dale Carnegie „Wie man Freunde gewinnt“ vor über 20 Jahren empfohlen und ich bin ihm heute noch dankbar für die Empfehlung. Jeder sollte dieses Buch einmal gelesen haben.

Ich würde mir wünschen, dass man, bevor man einen belehrenden Beitrag veröffentlicht, eine Nacht darüber schläft und nachdenkt, ob diese Belehrung wirklich notwendig ist.
Ich wünsche mir eine hilfsbereite Gesellschaft, in der man sich gegenseitig unterstützt, anstatt sich niederzumachen.

Es klingt jetzt vielleicht etwas cringe und boomermäßig, doch mir wurde von meiner Oma beigebracht, ältere Menschen auf der Straße zu grüßen. Das hat mir nichts abverlangt und die strahlenden Gesichter der Omas und Opas bestätigten mir, das Richtige getan zu haben.
Unsere heutige Generation würdigt ältere Menschen nicht einmal mehr eines Blickes, man grüßt nicht mehr, man sagt nicht mehr Bitte oder Danke. Wenn Kinder diese elementaren Regeln des Anstands nicht mehr vermittelt bekommen, muss man sich nicht wundern, wenn eine Gesellschaft verroht.
Dafür bekommen die Kinder mit, wenn Eltern über unfähige Lehrer lästern oder diese sogar bedrohen.

 Bei uns in Franken sagt man „Wie man sich‘s zieht, so hat man‘s“

 Das Ergebnis haben wir jetzt und Social-Media ist das Vergrößerungsglas.

Ich glaube, (halte mich ruhig für einen Spinner) dass auch Facebook und Xitter ein cooler Ort sein könnte, wenn sich alle mit Anstand, Höflichkeit und Respekt daran beteiligen würden.
Ich glaube jedoch nicht, dass Hass, Hetze und Desinformation vor dem Fediverse haltmachen werden.

Das Internet ist eine gute Sache, so wie es war, wie es ist und wie es sein wird. Die Entwicklung ist spannend und aufregend. Vieles, was ich mit dem Netz verbinde, ist positiv und hat mir im Alltag geholfen. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten. Und wenn jetzt ein paar US-Milliardäre meinen, ihre Plattformen für Propaganda zu missbrauchen, dann sollten wir gemeinsam etwas dagegen unternehmen.
Die Aktion savesocial.eu ist eine Möglichkeit, sich für ein freies und dezentrales Social Media einzusetzen.
Über WeAct wurde eine Petition an die Parteichefs und Fraktionsvorsitzenden der demokratischen Parteien im Bundestag, die Ministerpräsident:innen der Länder und die EU-Kommission gestartet.
Inzwischen haben sich 223.850 von 300.000 (Stand 21.2.2025) an der Petition beteiligt – ich rufe dazu auf, es ihnen gleichzutun. Viel wichtiger jedoch ist, sich immer wieder selbst zu hinterfragen, wie man sich gegenüber seinen Mitmenschen und der Gesellschaft verhält. Lass dich nicht mitreisen von schlechter Stimmungsmache. Es ist nämlich nicht alles so schlimm und hoffnungslos, wie uns viele das verkaufen wollen. Hinterfrage Schlagzeilen und Meldungen, bevor du dir eine Meinung bildest.

Meine Verantwortung

Am Ende entscheide ich und nur ich, was ich tue, denke, wo ich bin, mit wem ich mich umgebe, was ich glaube oder zu wissen glaube.  Und an eines glaube ich ganz fest, an gutes und an schlechtes Karma.
Dazu fällt mir wieder das Glücksprinzip ein. Ein ganz großartiger Film.


Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit allem, was dazugehört.